Für seine Neuvertonung des Stummfilmklassikers «Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens» (1922), die 2017 am Musikfestival Bern zur Uraufführung kam, griff Jannik Giger auf Versatzstücke aus Soundtracks zu Filmen von David Lynch oder Alfred Hitchcock sowie auf Fragmente aus der romantischen Klangwelt Franz Schuberts zurück. Diese Reminiszenzen geistern zum einen als zugespielte Samples und zum anderen in kompositorischer Neuschöpfung für vierzehn Instrumentalist:innen durch die Partitur und verbinden so die Historizität des Films mit der Gegenwart seiner Aufführung. In der Transformation dieser Spuren klingender Vergangenheit und ihrer Gegenüberstellung mit live agierenden Musiker:innen verwischt Giger die Trennlinien zwischen realer und virtueller Klangerzeugung. Er löst den herkömmlichen filmmusikalischen Orchesterklang auf, indem er ihn wiederum mit einer Soundcollage verfremdeter Orchesterklänge überschreibt. Das ist von berauschender Klangsinnlichkeit und fügt sich geschickt in die poetische Bildwelt Friedrich Wilhelm Murnaus, unterstreicht die Dramaturgie des Films und bleibt dennoch eine eigenständige Sinneinheit. Ferner weist Gigers Komposition ihre Zitatebene immer wieder als solche aus und wird so zur Reflektion über Wesen und Wirkung von Filmmusik. (Moritz Achermann)
«Appetizer»: Um 19.00 Uhr findet im Konzertsaal eine Einführung in das Programm statt.
Ensemble Phoenix Basel: Christoph Bösch (Flöte), Toshiko Sakakibara (Bassklarinette), Mihaly Fliegauf (Kontraforte), Aurélien Tschopp (Horn), Michael Büttler (Posaune), Daniel Stalder (Schlagzeug), Mauricio Silva Orendain (Arciorgano), Mo Klockow (Arciorgano-Assistenz), Kirill Zvegintsov (Klavier), Samuel Wettstein (Klavier), Friedemann Treiber (Violine), Susanne Mathé (Violine), Petra Ackermann (Viola), Stéphanie Meyer (Violoncello), Martin Jaggi (Violoncello), Till Zehnder (Sounddesign), Jürg Henneberger (Musikalische Leitung)
Jannik Giger (*1985) / Friedrich Wilhelm Murnau (1888-1931): «Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens» für Ensemble und Elektronik (mit Film) (2017)
90 Minuten, keine Pause
CHF 35.-/25.-/15.- (frei wählbar an der Abendkasse oder im Vorverkauf)
Freier Eintritt gilt für Personen mit Aufenthaltsbewilligung N, F oder S. / CHF 5.- Studierende der Hochschule für Musik FHNW und des Musikwissenschaftlichen Seminars der Uni Basel / CHF 10.- Mitglieder Colourkey und Kinder unter 12 Jahren.
→ ensemble-phoenix.ch
→ jannikgiger.ch
→ Bericht: Betörendes Gruseln im Münster
→ Spotify – Jannik Giger: Nosferatu